Wetterschacht der Zeche Polsum

Bald ist es Nacht. Es wird schnell dunkel. Lauwarme Luft weht mir um die Nase. Der Wind bringt die Baumwipfel zum rascheln. Unter meinen Schuhen knacksen Äste und trockenen Blätter. Ich stelle meine Taschenlampe nur auf eine kleine Stufe, und laufe durch den Wald. So kann ich mich besser an die Dunkelheit gewöhnen. Irgendwann taucht Sie auf. Die Silhouette meines Ziels. Der große, runde Turm ragt majestätisch zwischen den Bäumen hervor. Grau und groß, aus Beton und Stahl. Es wirkt so fremd, umringt von grünen Bäumen und Idylle im Wald. Ich laufe um das Gebäude herum. Der Boden ist unwegsam, ich muss einige male etwas herauf klettern oder umgestürzte Bäume überwinden. Im hinteren Bereich treffe ich auf die Lüftungsanlage. Ich bin kurz sprachlos, wie riesig das ist. Mindestens das doppelte meiner Körpergröße, es sind zwei ovale und mit Strömungsflügeln versehene Schächte. Gigantisch. Ich winde mich durch die horizontalen Lüftungsflügel, lasse mich den steilen Abgrund aus rauem Beton hinunterrutschen. Den Rucksack zuerst, dann ich hinterher. Immer den Gedanken an meinen Rückweg. Hoffentlich klappt das genauso gut? Ich stehe in dem riesigen Schacht. Schalte die große Taschenlampe ein, bin wieder kurz überrascht und verschaffe mir einen Überblick. Ich laufe los. Schritte hallen nach, irgendwie dumpf. Als würde das große schwarze Loch vor mir alles in sich hinein saugen. Ich quetsche mich durch die senkrechten Filter durch, passe grade noch hinein. Nur nicht steckenbleiben. Ich muss mich sogar mit etwas kraft durch drücken…aber es geht. Früher schoss hier der Wind durch, wahrscheinlich sogar mit großer Geschwindigkeit. Es muss laut gewesen sein. Beängstigend irgendwie. Ich klettere aus dem Lüftungsschacht hinaus und stehe in einer großen Halle. Wahnsinn. Hier stehen viele Geräte, der Zustand ist gut. Ich baue meine Kamera auf und beginne meine Fotos zu machen. Am Ende entschließe ich mich noch, den Turm hinauf zu steigen. Es dauert ein wenig und ist anstrengend, aber es wird sich gelohnt haben. Die Dachluke öffnet mit ein wenig Gegendruck widerwillig. Der Ausblick vom Dach ist grandios…auch in der Nacht.

Die Zeche Polsum wie auch der Wetterschacht sind mittlerweile abgerissen und werden renaturiert.

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