Die Heilstätte und Kinderpsychiatrie Carolagrün

Ich biege von der Straßen nach rechts ab, in einen Schotterweg. Dann muss ich bis zur nächsten Gabelung weiter und dort wieder rechts sagte man mir. Ich hoffe ich habe mir den Weg richtig gemerkt…ich kenne mich hier nicht aus. Alles sieht gleich aus. Wald. Überall Bäume. Der Nebel und die Feuchtigkeit hängt tief. Stellenweise sind die Spitzen der großen Tannen nicht zu erkennen. Es ist schon Nachmittag, kurz vor 17 Uhr. Ich muss mich ein wenig beeilen. Darf mich aber auch nicht verirren. Da muss es sein. Die Stelle muss der Herr im nächstgelegenen Ort gemeint haben. Eine kleine Einbuchtung am Wegesrand. Hier stelle ich mein Auto ab. Von nun an geht es zu Fuß weiter. Ich packe mein Equipment aus dem Kofferraum, kontrolliere kurz ob alles wichtige drin ist. Ich werde nicht zurück kommen können, falls etwas fehlt.

Der Hang ist steil. Moosbewachsen, saftig grün. Aber auch rutschig und voller Feuchtigkeit. Der Weg macht es mir nicht leicht. Äste, Blätter, nasse Erde. Immer wieder kann ich kurzzeitig zwischen den Bäumen und dem Nebel ein Gebäude erkennen. Glaube ich zumindest. In diese Richtung gehe ich weiter. Vorbei an unzähligen Bäumen, dicht bewachsen. Ich versuche mir den Weg zu merken und mache mir kleine Markierungen. Nach gefühlter Ewigkeit komme ich dem alten Gebäude so nah, dass ich es nun erkennen kann. Düster kommt es zwischen dem Nebel und den großen Tannen zum Vorschein. Das erste Gebäude der vielen, welches ich erblicke ist dreistöckig. Leicht gelbe Außenwände, schwarzes Dach. Brüchige Mauern, kaputte Fenster, altes Holz. Undichtes Dach…es wird wohl Nass im Inneren sein. Ein kleines Fenster lässt mich herein. Stille. Düstere Räume. Wassertropfen fallen von der Decke auf den Boden. Ich halte einen Moment Inne, und lasse die ehemalige Heilstätte auf mich wirken.
Doch ich muss mich auch beeilen. Bald ist es dunkel. Das Licht wird dann zu schlecht für die Fotos und der Rückweg zur Gefahr. Hier gibt es kein Handyempfang, Internet oder Straßennamen. Ich müsste alleine durch den Dunklen Wald zurückfinden. Also schnell die Kamera ausgepackt und die ersten Fotos geschossen. Dann geht es weiter ins nächste Gebäude!

Die Tuberkulose Heilstätte, im Osten der Republik, diente von ca. 1900 bis Mitte 1960 zur Behandlung lungenkranker und an Tuberkulose leidender Patienten. Bis zur Schließung der Heilstätte verfügte man über fünf Stationen – darunter eine für die schwersten Erkrankungsfälle – mit insgesamt mehr als 150 Betten. Ab 1925 sogar über 205. Weiter waren auf dem Gelände Laboratorien und spezielle Behandlungsräume und Versorgungseinrichtungen wie Wäscherei, Küche und Speisesaal angeschlossen. Ab Mitte der 1960er bis in das Jahr 1994 wurde ein Großteil der Gebäude zur Behandlung und Pflege geistig behinderter Kinder und Jugendlicher umfunktioniert. Hierfür entstand auch eine kleine Sporthalle, für die die ehemalige, aber entweihte Kapelle umgebaut wurde. Einige Jahre später erweiterte man das im Wald gelegene Gelände um zwei Gebäude, Es diente auch als Kinderheim. Von 1996 bis  2000 diente die ehemalige Heilstätte als Wohnpflegeheim. Im Jahre 2004 kaufte ein ausländischer Investor das Gelände, ließ die Substanz jedoch weiter verfallen. Dies ist auch der aktuelle Zustand.

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