Urbex
Für die meisten Urban Explorer (auch kurz Urbexer) liegt die Motivation neben der Entdeckung und Dokumentation der Objekte in der Ästhetik und Romantik, die jene Orte mit sich bringen, sowie im Erlebnis einer authentisch-historischen Atmosphäre. Zudem werden die eintretende Verwilderung und der Verfall nach dem Verlassen ehemals genutzter Anlagen und strukturierter Betriebe sowie der Kontrast zu moderner städtebaulicher Investition und Ordnung als entspannende und befreiende Zivilisationsflucht beschrieben. In schon länger stillgelegten Betrieben zeigen sich oft zahlreiche Graffiti oder bizarre Bilder, z. B. von aus den Wänden wachsenden Bäumen. Der Großteil der Urban Explorer hält diese Eindrücke auf Fotos fest, wobei z. T. surreale Arbeiten entstehen. Mittlerweile wird die Ruinen-Fotografie als eigenes Genre der Fotografie angesehen. Neben der Fotografie und der Erkundung selbst gehen Urban Explorer, je nach persönlichem Interesse, auch historischen Recherchen nach, legen Online-Dokumentationen zu Anlagen an, die vom Verschwinden oder dem völligen Verfall bedroht sind, oder suchen die sportliche Herausforderung bei der Überwindung von Hindernissen und dem Eindringen in schwer zugängliche, aktive Anlagen.
Der Einstieg in stillgelegte und verlassene Gebäude gehört zu der häufigsten Form von Urban Exploration. Meist handelt es sich dabei um alte Industriebauten, aber auch um ehemalige öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen, die häufig intensiv mit Graffiti besprüht und teilweise stark demoliert wurden, sowie intensive Verwitterungserscheinungen aufweisen. Im Gegensatz zu bekannten, unterirdischen Katakomben, die häufig touristische Ziele sind, werden sie überwiegend von Einheimischen betreten. Während viele Gebäude nur einfach oder teilweise verschlossen und somit leicht zugänglich sind, können andere Einrichtungen aufgrund von Bewegungsmeldern, Sicherheitspersonal oder Wachhunden nur sehr erschwert betreten werden. Verlassene Gebäude werden vor allem gern von Fotografen, Graffiti-Künstlern und aus historischem Interesse besucht. Auch YouTuber haben sich auf die Erkundung von Lost Places spezialisiert, hier werden insbesondere verlassene Krankenhäuser, Industriegebäude oder Wohnhäuser besucht.
Besonders die geschichtlich interessierten Urban Explorer erkunden gerne unterirdische Bunkeranlagen, U-Verlagerungen und Stollenanlagen aus der NS-Zeit oder aus der Zeit des Kalten Krieges. Zusätzlich geraten auch Anlagen des Bergbaus zunehmend in den Fokus.
Da es nicht viele Grundstücksverwalter gibt, die Verständnis für Urbex aufbringen können, und Sondergenehmigungen nur äußerst schwierig zu bekommen sind, betreiben viele ihr Hobby ohne die nötigen Genehmigungen. Deshalb ist Urbex meistens Hausfriedensbruch, der aber nur auf Antrag des Besitzers verfolgt wird. Es geht Urban Explorern nicht darum, Dinge zu zerstören, zu stehlen oder anderweitig dem Grundstück oder Gebäude und der noch vorhandenen Einrichtung Schaden zuzufügen, sondern um die fotografische und geschichtliche Dokumentation. Menschen, die aus Zerstörungswut Industrieruinen aufsuchen, oder Kupferdiebe, die noch vorhandene Materialien und Kupferleitungen entwenden und verkaufen, werden nicht unter dem Begriff Urban Explorer erfasst und von der Urban-Exploration-Szene abgelehnt.