Schloss „Baron zur Eiche“

Ich war auf dem Rückweg einer längeren Lost-Place Tour und fahre auf der Autobahn. Plötzlich sehe ich, dass sich in Kürze ein langer Stau nähert. Spontan entschließe ich mich von der Autobahn abzufahren und eine andere Route zu wählen. Ein Glück, denn nur dadurch bin ich an diesem wunderbaren Schloss vorbeigekommen. Sonst wäre ich wohl unwissentlich daran vorbeigefahren.

Der Pfad zum Schloss war zugewachsen von Moos, Gras und Farnen. Ein leises Rascheln des Windes in den Bäumen begleitet mich auf dem Weg. Der erste Blick auf das Schloss nahm mir für einen Moment den Atem: überwucherte Mauern, zerfallene Fenster, ein einst prächtiges Anwesen, das nun still inmitten der Natur stand – verloren und gleichzeitig voller Geschichten.

Ich trat über die Schwelle. Der Geruch von feuchtem Holz, Staub und Vergangenheit umhüllte mich sofort. Jeder Schritt auf dem knarzenden Parkett klang wie ein Echo aus einer anderen Zeit.

Licht fiel durch zerbrochene Fenster. Staub tanzte in der Luft. Ich stand in einer großen Halle, in der einst Empfänge stattgefunden haben mussten. Die Wände waren mit verblasster Farbe bedeckt, das Muster kaum noch zu erkennen. Und doch hatte ich das Gefühl, dass die Vergangenheit hier noch greifbar war.

Ich ging weiter durch das Schloss – Raum für Raum, jeder mit seinem eigenen Charakter.

Die Atmosphäre schwankte ständig zwischen Ehrfurcht und Melancholie. Sonnenstrahlen durchbrachen das Dickicht draußen und warfen sanfte Muster auf den Boden. Durch einen langen, dunklen Flur ging ich zum Obergeschoss. Die Geländer knarrten, der Wind spielte mit den zerfetzten Vorhängen. Ich hielt oft inne. Nicht aus Angst – sondern aus Respekt vor diesem Ort.

Ich hatte das Gefühl, dass jeder Raum mir etwas zuflüsterte. Geschichten von Festen, von Träumen, von Leben, das hier einmal war. Und von einem leisen, langsamen Abschied.

Als ich das Schloss wieder verließ, blickte ich zurück. Es war nicht einfach nur ein verlassener Ort. Es war ein Denkmal – an eine Zeit, die vergangen ist, aber nicht vergessen. Und obwohl das Schloss „Baron zur Eiche“ verfällt, trägt es in seinen Mauern noch immer Würde.

Der Wind rauschte durch die Baumwipfel. Ich atmete tief ein. Und wusste: Ich war an einem dieser seltenen Orte gewesen, die man nie ganz vergisst.

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